Abb.1
Musteraufbau des FELD-HELL-Minisenders
Es hat bei mir mehrere Jahrzehnte gebraucht, bis ich auf die Idee kam,
mich einmal mit dem am meisten verbreiteten HELLSCHREIBER-Modus zu beschäftigen.
Ausschlaggebend hierfür dürfte letztendlich eine im Internet gefundene
ARDUINO-Software ( oftmals wird hierfür auch der Begriff "SKETCH" benutzt
) gewesen sein , die den Aufbau entsprechender Sendebaken mit wenig Aufwand
erlaubte. Auf der Hardwareseite werden als Hauptbestandteile lediglich ein
Arduino-Mikrocontrollerboard mit ATMEL328P-Prozessor und ein Senderbaustein
mit Si5351-Chip benötigt. Bei dem von mir realisierten Exemplar wurden
ein ARDUINO "Pro-Mini" in der 5V-Version und ein Si5351-Breakout-Board von
QRP-LABS [12] verwendet. Abb.2 zeigt das zugehörige Schaltbild, wobei
der dort ebenfalls noch erkennbare Bluetooth-Baustein "HC-06" nur erforderlich
ist, wenn neben einfachem Bakenbetrieb auch die Möglichkeit zum Aussenden
von aussen zugeführter frei editierbarer serieller Textstrings möglich
sein soll. Näheres hierzu wird aber weiter unten noch zu beschreiben
sein.
Abb,2 Schaltbild der Anordnung
zum Aussenden von FELD-HELL-Signalen ( mögl. Frequenzbereich: ca. 10
KHz-225 MHz )
Das ursprüngliche Programm
[1] stammte u.a. von Jason Milldrum, NT6S, Mark Vandewettering, K6HX und
Robert Liesenfeld, AK6L, brachte aber bei meinen ersten Kompilierversuchen
erst einmal nur jede Menge Fehlermeldungen. Verursacht wurden sie offenbar
durch Änderungen, die Jason unlängst an seiner Si5351-Library vorgenommen
hatte. Durch Anpassung einiger Befehlszeilen liess sich das Problem allerdings
relativ schnell beheben. Als Vorteil der neuen Library-Version ist dabei
zu werten, dass jetzt auch mit Si5351-Taktfrequenzen gearbeitet werden kann,
die vom ursprünglich ausschliesslich unterstützten Standardwert
25 MHz abweichen. So wurde dadurch z.B. eine problemlose Programmanpassung
an die bei den QRP-LABS-Bausteinen verwendeten 27 MHz-Quarze möglich.
Eine weitere Programmänderung
betrifft den Variablentyp "long", der durch "uint64_t" ersetzt wurde und
damit Si5351-Ausgangsfrequenzen von 200 MHz und mehr erlaubt.
Das Ursprungsprogramm sah lediglich
einen einfachen Bakenmodus mit EINER darin abgelegten Ausgabezeichenfolge
und festen Pausenintervallen vor. Erweitert wurde dieser Sketch jetzt durch
eine Version, die eine Anwahlmöglichkeit zwischen vier unterschiedlichen
Betriebszuständen erlaubt. Im Einzelnen sind das:
MODE
|
PORT
#8
Schalter S3
|
PORT
#9
Schalter S4
|
FUNKTION
|
1
|
H
|
H
|
Dauerträger
|
2
|
L
|
H
|
Hell-Bakenbetrieb
mit Text 1
z.B: "TEST DE DJ7OO JN49CX"
|
3
|
H
|
L
|
Hell-Bakenbetrieb
mit Text 2
z.B: "CQ CQ DE DJ7OO JN49CX"
|
4
|
L
|
L
|
Hell-Ausgabe
von via RxI seriell
eintreffenden Textstrings
|
Tabelle
1
WICHTIG: fuer Bakentexte nur
GROSSBUCHSTABEN verwenden
Zur Übertragung frei konfigurierbarer
serieller Texte ist ein Bluetoothmodul "HC-06" vorgesehen. Bei Nutzung der
vorgesehenen Datenrate von 9600bps kann es in seiner Lieferkonfiguration
( default ) betrieben werden. Die Texteingabe kann dabei über einen
PC oder ein Smartphone mit dort installiertem Terminalprogramm erfolgen.
Hierfür war vorher auch einmalig eine Bluetoothkopplung ( Paarung )
mit dem HC-06-Modul durchzuführen.
Wichtig bei der Erstellung auszugebender
Texte ist, dass Buchstaben an dieser Stelle nur im GROSSFORMAT eingegeben
werden und der Abschluss mit jeweils einem "CR-Zeichen" ( carriage return
) bzw. "\n" zu erfolgen hat. Bei allen mir bekannten Terminalprogrammen
ist das jedoch vorwählbar und danach automatisch ausführbar.
Der Minisender arbeitet im Feld-Hell-Modus
( nur Modi 2-4 ), was Amplitudenmodulation bei belegten Bandbreiten um 250
Hz bedeutet und auf der Empfangsseite üblicherweise in einer der auch
für SSB-Empfang benutzten Einstellungen aufgenommen werden kann. Zur
Decodierung von Feld-Hell-Signalen
ist die Abstimmung auf Tonausgaben im Bereich um 1500 Hz einzustellen. Eine
kurze MP3-Hörprobe kann hier [9] aufgerufen werden.
NACHBAU UND INBETRIEBNAHME
Beim Nachbau sind nur wenige Besonderheiten
zu beachten. Der Umgang mit Arduino-Boards, Einbindung von Libraries und
den Prozeduren zum Hochladen von Programmen wird hier als bekannt vorausgesetzt.
Die zum beschriebenen Projekt erstellten Sketches sind hier [10] herunterladbar.
Neben einer Standardversion für das 20m-Band ist darunter auch eine
Version verfügbar, bei der man über Schalter S2 ( Port #7 ) zwischen
Frequenzausgaben auf zwei unterschiedlichen Frequenzen ( im Beispiel im 2m-
und im 20m-Band ) wählen kann.
Versuchsweise wurde auch noch eine Variante zur Ausgabe von Wetterdaten
im FELD-HELL-Mode erstellt ( siehe Abb.6 ). Hierbei ist parallel zum Si5351
noch ein BME280-Modul [15] anzuschliessen, welches dabei ebenfalls via I2C-Bus
gesteuert wird. Der Mustersketch sieht derzeit nur Einkanalbetrieb im 20m-Band
vor, wobei das natürlich auf die Bedürfnisse des Anwenders anpassbar
ist.
Zur Vereinfachung des Nachbaus wurde ein Platinenlayout gem. Abb.3 entworfen,
wobei Dirk Ruffing, DH4YM [2] freundlicherweise den Platinenvertrieb übernommen
hat. Dort sind sie unter der Bezeichnung "DJ7OO_ENC 11_19.lay6"
verfügbar. Nach Anfrage versende ich die entsprechende Lay6-Datei aber
auch gern via E-Mail. In Einzelfällen bin ich auch bereit, bereitgestellte
ARDUINO Pro-Mini ( 5V-Version ) zu programmieren.
Abb.3 passendes Platinenlayout
"DJ7OO_ENC 11_19.lay6"
Wichtig: Während des Programm-Hochladens
ist die Verbindung zwischen dem seriellen Ausgang des "HC-06" ( TxD ) und
dem UART-Eingang ( RxD ) zeitweilig aufzutrennen. Hierfür sind auf der Platine zwei benachbarte
Lötinseln in der Verbindungsleitung vorgesehen. Bei "JP4" erlauben
sie ein schnelles Öffnen und Schliessen der entsprechenden Verbindung.
Aus Gründen der Universalität erlaubt das Platinenlayout eine
wahlweise Nutzbarkeit aller drei vorhandenen Si5351-Signalausgänge. Bei
vorliegender Anwendung wird nur der Ausgang "CLK0" verwendet, so dass dazu
die Brücke bei "JP1" zu schliessen ist.
Nachdem sie abhängig von der jeweils benutzten Betriebsfrequenz erfolgen
muss, wurde die Dimensionierung und Bestückbarkeit eines Tiefpassfilters
weitgehend offen gehalten. Vorgesehen ist an dieser Stelle auch die Verwendung
von z.B. Filtern aus der LFCN-Serie von Fa. MCL.
Unschön sind die Abweichungen von gewünschten Frequenzsollwerten,
wie sie sich für die Ausgangssignale bei Einsatz der Si5351-Synthesizerbausteine
ergeben. Ursache hierfür sind Ungenauigkeiten bei den verbauten Referenzquarzen,
deren Qualität nur standardmässig ist. Abhilfe können hierbei
aber Korrekturwerte schaffen, die sich dazu im Programmcode ablegen lassen.
Zu ihrer Ermittlung gibt es vielleicht elegantere Methoden, aber bei mir
wurden sie nur jeweils empirisch ( sprich: durch Probieren und Annähern!
) ermittelt. Ihrer Ablage dient dabei die Variable "cal". Zur einfacheren
Ermittlung der benötigten Werte kann es hilfreich sein, zeitweise die Betriebseinstellung: "Dauerträger"
zu verwenden.
Verständlicherweise verstärkt sich das Problem der Frequenzabweichungen
mit zunehmender Ausgangsfrequenz. Im Bereich des 2m-Bandes bin ich dabei
durchaus schon auf Abweichungen im Bereich um 50 KHz gekommen, was Korrekturwerte
in der Größenordnung von 200000 und mehr ergab. Während positive
Werte hierbei einen Versatz in Richtung niedrigerer Ausgangsfrequenzen bewirken,
erreichte man mit negativen Werten einen Versatz in die umgekehrte Richtung.
ERWEITERUNGEN /
ALTERNATIVEN
Die mit dem Si5351 erzielbaren Ausgangsleistungen
liegen in der Größenordnung von +10dBm ( =10mW ). Nachdem
es sich hierbei um Rechtecksignale mit hohem Oberwellenanteil handelt, sollte
Antennenbetrieb immer nur mit einem nachgeschalteten Tiefpassfilter ( LPF
) erfolgen, wobei dieses natürlich entsprechend der verwendeten Betriebsfrequenz
zu dimensionieren ist. Angaben hierzu findet man z.B. unter [11]. Zur Leistungserhöhung
lässt sich eine geeignete PA nachschalten, wobei das benötigte
LPF dann an derem Ausgang anzuordnen ist.
TIPP: Interessante Anwendungen für den HELL-Mode ergeben sich auch
in Verbindung mit dem neuen geostationären Satelliten "OSCAR-100". Vorversuche
zur Umsetzung von HELL-Signalen aus dem 2m-Band in den 13cm-Uplinkbereich
des QO-100 haben bereits stattgefunden. Siehe dazu auch meine neue Seite
[16].
Abb.3a Si5351a-Basis- und PLL-Board von SV1AFN
( Zur Grossdarstellung anklicken )
In vereinfachter Form lässt sich das beschriebene Projekt auch
mit Fertigbausteinen von SV1AFN [17] realisieren. Als Prozessorbaustein kommt
hierbei ein ( mit gleicher Software lauffähiger ) Arduino NANO zum Einsatz.
Das Hochladen von Programmen und auch seine Versorgung mit 5V sind dabei
ohne zusätzlich erforderliche Adapter direkt über den USB-Anschluss
möglich.
Wie aus Abb.3a ersichtlich, wurde von mir seitlich noch der DIP-Betriebsartenschalter
hinzugefügt. Sollen auch, wie im Originalkonzept vorgesehen, Tiefpassfilter
und Bluetooth-Baustein zum Einsatz kommen, so sind diese extern zu beschalten.
FELD-HELL-SIGNALEMPFANG
Zur Nutzung in Verbindung mit PC's gibt es mehrere
geeignete Programme, die nur- oder auch HELL-Funktionalität besitzen.
Meine eigenen Erfahrungen beschränken sich dabei allerdings auf "FlDigi"
und das Programm von Nino, IZ8BLY [3], welches ausschliesslich verschiedene
HELL-Betriebsarten unterstützt. Für den Signalempfang im
FELD-HELL-Mode werden üblicherweise Tonsignale im Bereich um 1500Hz
ausgewertet.
Abb.4 Darstellung
im Windows-Programm nach IZ8BLY
Besonders auch im mobilen Einsatz ist die Verwendung des HELL-Modes in
Verbindung mit den inzwischen weit verbreiteten Smartphones interessant. Bei
der Suche nach geeigneten APP's bin ich allerdings auf nur je ein Programm
für IOS- [4] und ANDROID-Nutzung [5] gestossen. Die Programmversion für
I-Phones und I-Pads habe ich bisher allerdings lediglich einmal kurz mit
einem aus dem Bekanntenkreis geliehenen Gerät getestet. Danach entstanden
dann die Abbildungen 4a und 4b. Soweit bekannt, ist das Programm jeweils
ab Version 6 der IOS-Betriebssoftware lauffähig.
Abb.4a Darstellung im HELL-Programm für IOS IPHONE/IPAD
usw.
( zur Grossdarstellung anklicken )
Abb. 4b Detailansicht des Empfangsfeldes eines IPHONE's
Die ANDROID-Version nach [5] wurde dagegen inzwischen schon auf mehreren
entsprechenden Smartphones und Tablets erfolgreich installiert und getestet.
Hierbei handelt es sich
um einen Encoder/Decoder [5] ohne viel Schnickschnack, aber m.E. erstaunlich
gut funktionierenden Decodiereigenschaften ( Abb.5 ). Gute Decodierungen
gelangen selbst bei lediglich akustischer Kopplung zwischen RX-Lautsprecher
und Smartphone-Mikrofon und das in einem weitgehend unkritschen Frequenzbereich
hinsichtlich der Eingangstöne. Anfänglich sah es so aus, als würde
das Programm nur in Verbindung mit Smartphones/Tablets lauffähig sein,
bei denen noch ältere Versionen ( bis V5 ? ) des ANDROID-Betriebssystems
Verwendung fanden. Bei Geräten mit neueren Softwareversionen endeten
Startversuche dagegen jeweils mit Programmabstürzen. Mehr zufällig
wurde nun "entdeckt", dass sich nach Erstinstallation der HELL-Software
und etwas längerer Betätigung der zugehörigen Starttaste
noch ein weiteres kleines Fenster mit verschiedenen zusätzlichen Einstellmöglichkeiten
öffnete. Nach einer hier durchführbaren Aktivierung der Mikrofonfunktion
war das Programm fortan wie gewünscht nutzbar.
Abb.5 FELD-HELL-Signal Screenprint
von ANDROID-Smartphone
Nicht unerwähnt bleiben soll
die Nutzbarkeit erwähnter ARDUINO-HELL-APP auch für Sendezwecke
in Verbindung mit z.B. SSB-Sendern. Gewünschte auszugebende Zeichenfolgen
lassen sich dabei mithilfe der virtuellen Tastatur in die Kopfzeile des Displays
vorschreiben ( siehe Abb.5 ). Durch Betätigung der rechts oben angeordneten
( virtuellen ) Taste lassen sich diese anschliessend als modulierte 1500
Hz-Signale ( Frequenz bei Bedarf auch veränderbar ) im FELD-HELL-Modus
ausgeben. Eine aufrufbare MAKRO-Funktion erlaubt bei Bedarf zudem ein Abspeichern
häufig benutzter Zeichenfolgen.
Im Internet hatte ich auch das von PY2OHH stammende Selbstbauprojekt für
einen einfachen Hell-Decoder auf Arduino-Basis mit TFT-Display gefunden
[8], wurde damit aber wegen unzureichender Decodierergebnisse nicht glücklich.
Abb.6
Beispiel für Empfang von Wetterdaten
( CALL, LOCATOR, TEMPERATUR, LUFTDRUCK, HÖHE ).
Abb.7 Unter diesem Namen gab es Hellschreibergeräte
auch schon im WW2.
Geschätzt wurde die Robustheit der Übertragung ( besonders auch
im Vergleich zu RTTY ).
Erfunden wurde das Übertragungsprinzip bereits im Jahre 1929
von dem Kieler Ingenieur Rudolf Hell.
Viele
nützliche Infos zum Thema sind u.a. auch auf den folgenden Seiten zu
finden: [6], [7], [13], [14]
LINKLISTE
[1]
http://appnotes.etherkit.com/2015/08/arduino-feld-hell-beacon-on-the-si5351a-breakout-board/
[2] https://www.dh4ym.de/
[3] http://antoninoporcino.xoom.it/Hell/
[4] https://apps.apple.com/de/developer/black-cat-systems/id301047032#see-all/i-phonei-pad-apps
[5] https://apkpure.com/de/hellschreiber-feld-hell-rx-tx/feld.hell
[6] https://www.nonstopsystems.com/radio/hellschreiber-software.htm
[7] http://www.banburyares.co.uk/TechGroup/Arduino/HELLSCHEIBER.pdf
[8] https://www.qsl.net/py2ohh/trx/feldhell/feldhell.html
[9] http://www.kh-gps.de/HELL_LOG.mp3
[10] http://www.kh-gps.de/Hellschreiber.zip
[11] https://www.qrp-labs.com/images/lpfkit/gqrplpf.pdf
[12 https://www.qrp-labs.com/synth.html
[13] https://www.nonstopsystems.com/radio/pdf-hell/article-hell-einstieg.pdf
[14] https://www.nonstopsystems.com/radio/pdf-hell/article-digi-betriebsarten.pdf ( S.44-50 )
[15] https://shop.watterott.com/BME280-Breakout-Luftfeuchtigkeits-Druck-Temperatursensor
[16] http://www.kh-gps.de/Ant_QO-100.htm
[17]
https://www.sv1afn.com/en/rf-signal-generator-vfo/