Nachdem
in den letzten Jahren unzählige Lang-, Mittel- und
Kurzwellensender abgeschaltet wurden und die entsprechenden
Frequenzbänder somit oftmals nahezu verwaist sind, bestand der
Wunsch zum Aufbau eines einfachen AM-modulierbaren Testgenerators.
Vorallem sollten damit auch bereits vorhandene Empfangsgeräte
weiterhin betreibbar sein. Da ich das Rad nicht unbedingt ganz neu
erfinden wollte, begab ich mich auf die Internetsuche nach hier ggf.
schon vorhandenen, infragekommenden
Konzepten und stiess dabei auf die ausgezeichnete Arbeit [1] von Iacopo
Giangrandi, HB9DUL. In ihr beschreibt er sehr ausführlich den von
ihm entworfenen und aufgebauten Generator zum Betrieb auf
Mittelwellenfrequenzen. Teilweise basierend auf seinen Ideen entstand
danach auch meine Variante. Als wesentliche
Abweichung zum Original sei aber zu nennen, dass die
Ausgangsfrequenzen nicht länger von einem nur geringe
Variationsmöglichkeiten erlaubenden Quarzoszillator mit
nachgeschaltetem Frequenzteiler generiert werden sollten, sondern dass
stattdessen
der Einsatz eines Synthesizerbausteins Typ "Si5531A" erfolgen sollte.
Durch seine Verwendung würden sich praktisch beliebige
Ausgangsfrequenzen, beginnend von
wenigen Kilohertz
bis oberhalb von 200 MHz erzeugen lassen, womit dieses Konzept den
Einsatz in allen vom AM-Rundfunk
benutzten Bereichen ab der Lang-, über die
Mittel-, bis
zur Kurzwelle und weit darüber hinaus erlauben würde.
Abb.1 universeller
AM-Prüfsender
Abb.1 zeigt das daraufhin
entstandene Schaltbild. Dabei wurden einzelne Baustufen, wie
z.B. der Modulationsverstärker und Modulator weitgehend dem
Konzept von Iacopo entnommen. Näheres hierzu findet man auch noch
auf seiner Seite [1]. Abweichend davon verwendet meine Version nun
allerdings das schon erwähnte Si5351A-Synthesizermodul (
Abb.3 ), so wie es für
weniger als 8 Euro z.B. als Bausatz von der Firma "QRP Labs"
erhältlich ist [3],[4].
Zusätzlich zum eigentlichen Generatorchip befinden sich auf der
kleinen Bausteinplatine noch ein Spannungsregler für die
3,3V-Versorgung, sowie Anordnungen zur Pegelanpassung der
I2C-Busanschlüsse. Diese werden benötigt, wenn angeschaltete
Peripherie, wie auch im vorliegenden Fall, mit einer Spannung von 5V
betrieben
wird ( Abb.2 ).
Der auf die Basisplatine steckbare Baustein besitzt drei mögliche
HF-Signalausgänge. Davon
wird für die vorliegende Anwendung allerdings nur der Ausgang an
Pin 17 benutzt. Im
gesamten bereits oben genannten
Frequenzbereich kann
er Rechtecksignale mit einem Pegel von 3Vss liefern.
Abb.2 Si5351A Schaltbild
Synthesizer-Modul ( Zeichnung: QRP-Labs )
Die Steuerung des Si5351A erfolgt über seine
I2C-Busanschlüsse. Im vorliegenden Fall wurde hierzu ein
ebenfalls auf die Basisplatine steckbarer Mikrocontrollerbaustein des
Typs ARDUINO "ProMini" in der 5V-Version
verwendet. Das verwendete ARDUINO-Steuerprogramm stammt in seiner
Ursprungsversion von
Christoph, OE1CGS [5] und hat den Vorteil, dass es ohne
zusätzliche Libraries auskommt, was besonders weniger
erfahrenen Programmnutzern entgegen kommen dürfte.
Über Schalter
ermöglicht die von mir erweiterte Programmversion eine Auswahl
zwischen 4 unterschiedlichen, hierfür im Programmcode abgelegten
Ausgangsfrequenzen.
Im Betrieb ist dabei noch zu beachten, dass nach jedem Kanalwechsel
auch ein Neustart des Programmes zu erfolgen hat, was aber durch kurzes
Betätigen der RESET-Taste auf den Pro-Mini-Baustein leicht
durchführbar ist. Tabelle 1 listet die für meinen
Musteraufbau gewählten Mittelwellenfrequenzen. Dabei wurde auch
auf möglichst geringe Belegung der Frequenzen durch andere
europäische Stationen geachtet.
Kanalwahl
|
Frequenz
|
S1
|
675
KHz
|
S2
|
972
KHz
|
S3
|
1476
KHz
|
S4
|
1512
KHz
|
Tabelle1
Wer an dieser Stelle aber Frequenzen eigener Wahl
einsetzen
möchte, der muss dazu das kostenlos aus dem Internet
herunterladbare Arduino-Betriebsprogramm, die sog. ARDUINO-IDE
herunterladen und im entsprechenden Programmcode ( Programmfile mit der
Endung "ino" ) die Frequenzdaten
enthaltenden Zeilen ändern. Nach
erneuter Programmkompilation ist das Ergebnis dann in den Prozessor des
ProMini-Boards zu laden. Mehr zur Handhabung der
Mikrocontrollerbausteine "Pro Mini" hatte ich beispielsweise schon
einmal
in [7] beschrieben.
Abb.3 QRP-Labs Si5351A
Synthesizer-Modul ( Foto: QRP-Labs )
Der
Signalweg des Generators sieht auch ein Tiefpassfilter und ein
Pi-Dämpfungsglied vor. Da die Bauteiledimensionierung
abhängig von den jeweiligen
Ausgangsfrequenzen ist, wurde im Schaltbild ( Abb.1 ) erst einmal auf
nähere Angaben verzichtet. Beim Platinenlayout nach Abb.4 wurde
aber bereits auf ein hohes Mass an Flexibilität geachtet. So sind
für die einzelnen Kapazitäten je zwei Lötplätze
vorgesehen, so dass sich benötige Gesamtwerte leicht auch durch
Parallelschaltung von zwei einzelnen Kondensatoren erreichen lassen.
Auch findet man z.B. in [1] bereits Filterdaten für den Betrieb im
unteren Mittelwellenbereich bis etwa 900 KHz, sowie Hinweise
für die Neudimensionierung bei Nutzung des oberen
Mittelwellenbereiches. In [6]
gibt es darüberhinaus Beispiele für Filter, die sich an den
Amateurfunkbändern orientieren, im Einzelfall aber dennoch
hilfreich sein können. Auch kann das Internet eine gute
Quelle sein, wenn es um Formeln oder Programme geht, mit denen die
Lösung von Dimensionierungsfragen für jegliche
Tiefpassfilter möglich wird. Besonders hinweisen möchte ich
in diesem Zusammenhang auf das via [11] verfügbare Softwaretool
zur Dimensionierung von Werten für Tief-, Hoch- und Bandpässe.
Die Aufgabe der Tiefpassfilter ist die weitgehende Unterdrückung
unerwünschter Harmonischer im Falle einer freien Signalabstrahlung
in den Äther. Wenn, wie bei vorliegender Anwendung ( siehe dazu
auch den nächsten Abschnitt ), das Ausgangssignal nur via
Direktverbindung an den Empfänger gelangt, so kann die Funktion
von Tiefpassfiltern m.E. häufig auch vernachlässigt werden.
Abb.4 AM-Prüfsender
Platinenlayout
Auch aus fernmelderechtlichen Gründen ist der Generator nicht
dazu
gedacht, freistrahlend an einer Sendeantenne betrieben zu werden. Bei
direkter Verbindung seines Signalausgangs mit dem Antenneneingang eines
Rundfunkgerätes ist aber sicherzustellen, dass dieser nicht
übersteuert wird. Die am Ausgang des Tiefpassfilters
verfügbare Sendeenergie liegt in der Grössenordnung von 10mW
= +10dbm = 117dbuV. Um auf vom Empfänger
verkraftbare Pegelwerte zu kommen, ist an dieser Stelle noch eine
zusätzliche Dämpfung erforderlich. Sinnvoll sind dabei z.B.
Eingangswerte um 84dbuV ( das entspricht ca. S9+50dB ), was eine
Abschwächung des Ausgangssignals um weitere 33db erfordert. In
Abb.1 sind dazu die Widerstände R3 und R5 mit 52,3 Ohm und R4 mit
1100 Ohm zu dimensionieren.
Weitere Hinweise zur
Online-Dimensionierung entsprechender Dämpfungsglieder findet man
z.B. auch hier [2].
Zum Betrieb von Empfängern ohne
Anschluss für externe
Antennen sei noch auf die auch schon in [1] beschriebene
Möglichkeit mit Verwendung eines im Nahbereich frei
strahlenden abgestimmten Ferritstabes hingewiesen.
Nachbauhinweise
* Der Quellcode
des verwendeten ARDUINO-Programmes ( unter Verwendung der
Musterfrequenzen gem. Tabelle 1 ) ist hier herunterladbar.
Siehe hierzu auch die weiter oben zu findenden Anmerkungen zu evtl.
gewünschten Umstellungen auf Frequenzen eigener Wahl.
* Die eingesetzten Si5351A-Bausteine sind bei QRP-Labs [3],[4]
erhältlich.
Mit diesem englischen Anbieter habe ich nur gute Erfahrungen gemacht.
Nachdem die Bausteine aber aus Japan verschickt werden, muss man
allerdings etwas
Geduld hinsichtlich der Lieferzeiten haben.
* Arduino-Bausteine des Typs "ProMini" gibt es z.B. hier [8]. Dabei ist
darauf zu achten, dass man die 5V-Version wählt ( es gibt
auch eine 3V-Version ).
Auf Anfrage bin ich auch bereit, sie zu programmieren, wobei das
Programm auch an vom Interessenten ggf. übermittelte
Wunschfrequenzen angepasst werden könnte.
* Alle sonstigen Kleinbauteile wurden vorzugsweise von Fa. Reichelt
bezogen. Dazu gehören neben Standardbauteilen wie Kondensatoren,
Widerständen und Halbleitern auch die ( etwas zu gross geratene )
1mH-Induktivität, die Op-Amps NE5532, die Transistoren 2N2222 und
ggf. auch die Ringkerne des Typs T50-02.
* Nach zugesandtem Layout wurden die Platinen von Dipl. Ing. Dirk
Ruffing,
DH4YM [9] hergestellt ( Abb.5 ). Freundlicherweise hat sich Dirk bereit
erklärt, sie für evtl. sonstige
Interessenten auch weiterhin zu fertigen.
* Ursprünglich ist für den Baustein eine 12V-Versorgung
vorgesehen. Bei meiner Anwendung betreibe ich ihn allerdings aus einem
zweizelligen 7,4V-LiPo-Akku, den ich dazu auf der im Schaltbild ( Abb.1
) mit "+10V" bezeichneten Ebene angeschlossen habe.
Abb.5 Platinenlayout ( Foto: DH4YM )
Neue
8-Kanal-Softwareversion
Mithilfe des auf der Platine
vorgesehenen 4-fach-DIP-Schalters lassen sich ( BCD-codiert )
grundsätzlich bis zu 16 verschiedene Sendekanäle aufrufen.
Bei einer neuen Softwareversion [10] habe ich mich allerdings auf
vorerst 8 Kanäle beschränkt. Die hinzugekommenen Kanäle
liegen derzeit erst einmal im Lang- und Kurzwellenbereich ( Tabelle2 ),
wobei jeder Nutzer natürlich die Freiheit hat, den Quellcode auch
auf Frequenzen seiner Wahl zu ändern.
Channel
|
S1
(#10)
|
S2
(#11)
|
S3
(#12)
|
Frequency
|
Ch.1:
|
H
|
H
|
H
|
675
KHz
|
Ch.2:
|
L
|
H
|
H
|
972
KHz
|
Ch.3:
|
H
|
L
|
H
|
1476
KHz
|
Ch.4:
|
L
|
L
|
H
|
1512
KHz
|
Ch.5:
|
H
|
H
|
L
|
153
KHz
|
Ch.6:
|
L
|
H
|
L
|
3960
KHz
|
Ch.7:
|
H
|
L
|
L
|
6005
KHz
|
Ch.8:
|
L
|
L
|
L
|
26050
KHz
|
Tabelle 2
"H"= geöffneter Schalter; "L"= geschlossener Schalter